Vom Erzählen

Märchen sind Bilder unserer Seele, die seit Urzeiten und bis hinein in unsere moderne Zeit ihre Gültigkeit haben. Wie in den Träumen drücken sie in Wort und Handlung aus, was sich im Kopf von uns Menschen abspielt.
Auf ganz verständliche und einfache Weise behandeln Märchen Lebensthemen, die uns schon immer berührt haben, sei es Freundschaft, Treue, Liebe, Neid, Anerkennung, Glück und Pech und vieles mehr.

Wenn wir uns auf Märchen einlassen, indem wir es innerlich erleben, kreativ und künstlerisch erfahren, entfaltet sich seine ganze Zauberkraft, es heilt uns, es verwandelt und harmonisiert. Und weil wir dessen alle bedürfen, sind Märchen nicht ausschließlich für kleine Kinder, sondern für Menschen allen Alters zu erzählen, so wie der Schriftsteller C. S. Lewis es erfahren hat: "Als ich zehn war, las ich heimlich Märchen und hätte mich geschämt, wenn es herausgekommen wäre. Jetzt, mit 55, lese ich sie in aller Offenheit. Als ich erwachsen wurde, habe ich das Kindliche abgelegt – einschließlich der Furcht vor dem Kindlichsein und dem Wunsch, erwachsen zu werden."

Die Märchenerzählerin nimmt die Zuhörer mit in das Geschehen hinein, über den Augenkontakt, über die Stimme, über die Kraft des Bildes und über das Fühlen und Erfahren. Sie ist ganz bei ihrem Publikum.

"Keine andere Dichtung versteht dem menschlichen Herzen so feine Dinge zusagen wie das Märchen."
(J. G. von Herder)